Stehen die westlichen Demokratien vor dem "Kipppunkt"? Reflexionen über historische Errungenschaften, Demokratieverdrossenheit und populistische Antworten auf komplexe Herausforderungen
Die wesentlichen Fundamente unserer Demokratie, das allgemeine Wahlrecht und die parlamentarische Demokratie betrachten heute viele als selbstverständlich. Dass sie hart erkämpft wurden, wird häufig vergessen. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich Populist*Innen danach strebten, an die Macht zu kommen, nahm die Demokratie ihren Anfang. Die Populist*Innen der französischen Revolution kämpften für eine Demokratie des Volkes, die es noch gar nicht gab. Das Volk sollte die Macht übernehmen. Das Motto der französischen Revolution „Liberté, Égalité, Fraternité“ verdeutlicht exemplarisch die entscheidende Funktion des populistischen Wahlspruchs als Mittel der Durchsetzung von Macht. Nach der Unterwerfung und den Grausamkeiten im Zweiten Weltkrieg wurde dieser aus drei Idealen bestehende Spruch sogar wiederbelebt und in die französische Verfassung von 1946 aufgenommen und in der Verfassung der Fünften Republik von 1958 verankert.
Die Geschichte der britischen parlamentarischen Demokratie wird zwar auf die Magna Charta im 13. Jahrhundert zurückgeführt, aber das Wahlrecht für alle gab es noch lange nicht. Erst in den 1830er Jahren forderten die britischen Chartisten, die Karl Marx als die erste unabhängige und sozialistische Arbeiterbewegung der Welt bezeichnete, mit ihrer "People`s Charter" das allgemeine Wahlrecht. Das Volk sollte im Parlament vertreten sein.
Den für das Volk kämpfenden progressiven Populist*Innen von damals stehen die heutigen in den USA und Europa reaktionären Populist*Innen gegenüber. Das Wesen des populistischen Wahlspruchs liegt in der Reduzierung einer kollektiven Forderung des Volkes nach Veränderung auf ein Ideal - oder einige wenige Ideale - , sowie im Angebot einer einfachen Antwort auf eine komplexe Herausforderung. In diesem Sinne wurde „Take Back Control“ zum entscheidenden Motto der Kampagne für den Austritt Großbritanniens aus der EU. Er impliziert, dass das Volk, also jede Frau und jeder Mann, die Kontrolle über das eigene Leben von „denen da oben“, zum Beispiel den Eliten in Brüssel und London, zurückerobern kann.
Referent ist der deutsch-britischen Autor Robert Tonks, der 1955 in Wales geboren wurde, in Portsmouth und Duisburg studierte, und sich schließlich ganz in NRW niederließ. Er wurde EU-Beauftragter der Stadt Duisburg, war verantwortlich für zahlreiche Projekte und Bildungsangebote zur EU-Politik sowie stellvertretender Leiter des Duisburger Wahlamtes. Heute ist er erster Vorsitzender der deutsch-britischen Gesellschaft Duisburg e.V. Als Doppelstaatler verbringt Tonks nach wie vor viel Zeit in Großbritannien.
Um telefonische Anmeldung wird gebeten: 02831-9375-0
Kursnummer | A1100G |
Beginn | Do., 13.02.2025, um 19:00 Uhr |
Dauer | 1 Termin |
Kursort |
VHS Geldern, Raum 106 Kapuzinerstr. 34, 47608 Geldern |
Kursleitung |
Robert Tonks
|
Entgelt | 8,00 € |

Kurstermine 1
– | Datum | Ort |
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1 | Donnerstag • 13.02.2025 • 19:00 - 21:00 Uhr | VHS Geldern, Raum 106 |